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Artwork, Geschichten und Fantasy

1st one

Hier muß ich mal was zeigen, was ich vor langer Zeit gemacht hatte, als es noch keine „echten“ Programme gab, mit denen man sowas fesch in Szene setzen konnte. Das hier war auf einem Nadeldrucker, angeschlossen an einen C64, ausgedruckt worden und von daher ein kleines Unikat – eine kurze Geschichte, eines möglicherweise düsteren Tages einfach so runtergeschrieben und nachträglich relativ flüchtig illustriert. Ich war noch realtiv jung … wahrscheinlich war es irgendwann morgens vor der Schule 😉

Viel Spaß bei Lesen.
Es grüßt Euch, der Jens

Die Welt des Paradoxen.

Als der Mond hinter den Wolken verschwand und Schatten auf die raue, steinige und nächtliche Landschaft warf, kam der Wind auf.

Es war wie eine Prophezeiung der alten Gelehrten und obwohl man meinen könnte, die Bäume und Büsche müssten sich unter dem Wind biegen, war es, dass sich weder etwas bewegte, noch war der Wind überhaupt zu hören, nur das aufgeregte Zirpen der Grillen schallte leer durch die Nacht. Alles war so anders. Gespenstisch still und kalt.

Je weiter es vorwärts ging, desto schwerer wurde es einen Fuß vor den anderen zu setzen, da der Wind – was es überhaupt Wind? – von vorne blies, so stark, dass ich die Augen kaum aufhalten konnte. Ein Schmetterling flog seicht an meinem Gesicht vorüber und verschwand dann lautlos im Halbdunkeln.

Die Reise begann vor Jahren, als der Meister mir von der Aufgabe erzählte, nach der Welt des Paradoxen zu suchen. Er bildete mich dafür acht lange Jahre aus. Zaubersprüche und Formeln wurden mir gelehrt, bis die Kunst der Magie willig war in meinen Geist einzudringen und ich die harten Prüfungen bestehen konnte, die aus mir einen Magier machten. Tage und Nächte verbrachte ich über Schriftrollen und übelriechenden Mixturen und schweren Büchern in seltsamen Sprachen um der Aufgabe gewachsen zu sein und hier, nah am Ziel – nach unzähligen Begegnungen und Gefahren – merkte ich, dass es vollkommen sinnlos war.

Als der mysteriöse Wind kurz vor der Schwelle in die neue Welt aufkam und ich diese Magie spürte, wusste ich, dass ich fast am Ziel war aber auch einer Macht gegenüberstand, gegen die irdische und überirdische Magie, soweit sie den Magiern dieses Universums bekannt ist, nichts ausrichten konnte.

Die mächtigen Zauberformeln bewirkten nichts. Gegenzauber, Verwandlungszauber, Anti-Magie-Zauber und auch die Zauber der schwarzen Beschwörer waren machtlos gegen den doch recht harmlosen Wind. Also ging ich weiter und der Wind wurde stärker.

Schmerz durchzuckte meinen Körper als ich gegen den Stein stieß und ins Straucheln kam. Aber anstatt nach vorne zu fallen, riss es mich einige Meter durch die Luft nach hinten und ich überschlug mich oft. Ab jetzt ging es nur noch kriechend voran – dachte ich mir – aber auch das war bald zu schwer. Der Riemen der Ledertasche mit den Schriftrollen, den Pulvern und dem Rest zog unbeschreiblich an meiner Schulter aber ich brauchte ihn bestimmt noch. Als das Atmen schwierig wurde, legte ich mich kurz ganz platt auf den Boden um mich zu erholen und da sah ich es plötzlich…oder besser gesagt: Ich sah es nicht! Der doch eigentlich staubige Boden war in ständiger Bewegung und veränderte sich fortwährend. Obwohl mein Körper den Staub und die spitzen Steine spürte, lag ich plötzlich auf Wasser, aus dem eigenartige Gebilde herauswucherten, wie armdicke Regenwürmer, die aus der Oberfläche wuchsen. Kurze Zeit später sah ich direkt in die hohlen Augenhöhlen eines halb verwesten Menschen. Ich lag auf einem Meer aus Leichen!

Aus Schädeln wurden in einem unbeschreiblichen Vorgang eigenartige harte und kalte Rohre, die oben spitz zuliefen. Das eigenartige war, dass ich immer noch die Steine spürte und ich schaute vom Boden hoch, um meine Sinne zu erholen, als mich dann die Realität endgültig verließ.

Aus den Wolken war eine riesige Hand geworden, die sich über den ganzen Himmel erstreckte, überall zogen dunkle Gestalten durch die Luft, die kleine, nur hühnereiergroße Haie aus den Ärmeln ihrer Priestergewänder fallen ließen.

Ich war in einer Welt, in der nichts mehr stimmte und über allem lag diese absolute Stille, die einem den Verstand raubte.

Meine Eltern kamen vorbei und schenkten mir eine Geschichte und eine Schachtel voller Liebe. Ich weinte und kämpfte mich weiter gegen den immer noch anhaltenden Wind.

Dann starb ich in der Welt des Paradoxen und schrieb dieses Ereignis auf.

…dann starb ich ein zweites Mal.

Jens Herr

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